mobile Navigation Icon

Ausblick

Im Verlauf der vier Jahre SINUS Bayern, in denen pro Jahr ca. 1700 Lehrkräfte aus ca. 330 Fachschaften erreicht wurden, fanden mehr als 680 Schulgruppentreffen statt, die von erfahrenen Moderatoren geleitet wurden. Durch viele Beobachtungen und Gespräche wurde dabei erkennbar, welche Kernpunkte für eine erfolgreiche und damit nachhaltige Fortbildungsarbeit unabdingbar sind. Die zentrale Frage, die die Projektbeteiligten während dieser Zeit begleitet hat, wie nämlich durch Lehrerfortbildung tatsächlich neue Unterrichtsideen und –konzepte an den Schulen implementiert werden können, lässt sich wie folgt beantworten:
 

  1. Fortbildungen müssen für Gruppen angelegt sein.
    Fast alle Kolleginnen und Kollegen nehmen neue Ideen mit Begeisterung auf. Können sie diese Ideen nicht mit Lehrkräften ihrer Schule teilen, so wird der Alltag an der Schule die neuen Ideen schnell in den Hintergrund drängen.

  2. Besteht eine kleine Gruppe von Lehrkräften, die bereit sind, „ihre“ neuen Ideen zu erproben, so führt gegenseitige Rücksprache und Erinnerung in fast allen Fällen dazu, dass neue Unterrichtsformen und –methoden auch tatsächlich durchgeführt werden.
    Dies kam in den Feedbackrunden der Fortbildungen sehr deutlich zum Ausdruck.

  3. Fortbildungen müssen langfristig angelegt sein
    Es hat sich gezeigt, dass Veränderungen in der Unterrichtskultur in kleinen Schritten erfolgen. Für die meisten Kolleginnen und Kollegen bedeuten eine neue Methode oder ein anderer Unterrichtsansatz das Verlassen lange eingeübter Wege.
    Damit sich Veränderungen in einer Fachschaft langfristig durchsetzen, ist eine Fortbildungsbetreuung notwendig, die die Lehrkräfte über einen langen Zeitraum begleitet.

  4. Fortbildungen müssen Neues erfahrbar machen
    Wenn neue Methoden im Unterricht eingesetzt werden sollen, müssen die Kolleginnen und Kolleginnen so viel Zeit in der Fortbildung bekommen, dass sie die Neuheiten selbst erleben. So wird die Hemmschwelle, das Neue einzusetzen, deutlich gesenkt.
    Ein Bericht bei der Fachsitzung bewirkt meist noch nicht, dass Neues zum Einsatz kommt. Insofern stellt die Zeit, die für die Teilnahme mehrerer Mitglieder einer Fachschaft aufgewendet werden muss, eine sinnvolle Investition in die Unterrichtsentwicklung dar.

  5. Fortbildungen müssen schulübergreifend stattfinden
    Es hat sich gezeigt, dass viele Schulen gerne mit Nachbarschulen kooperieren würden, dass aber kaum Kontakte bestehen.
    Wenn neue Methoden eingesetzt werden, ist es allerdings sehr hilfreich, mit Kolleginnen und Kollegen, gerade auch von anderen Schulen, darüber ins Gespräch zu kommen.  Damit eine längerfristige Kommunikation möglich wird, ist es sinnvoll, dafür Strukturen aufzubauen. Das gelingt, wenn die Fortbildungen vor Ort stattfinden und die Fahrzeiten nicht zu groß werden.

  6. Fortbildungen bedeuten Kommunikation
    Das Bild des Lehrers als Einzelkämpfer gehört zunehmend der Vergangenheit an.
    Um gemeinschaftlich über Unterricht und Erfolge zu kommunizieren, bedarf es einer Gruppe, die Vertrauen ermöglicht. In solchen Schulgruppen lernen die Kolleginnen und Kollegen, dass viele Ängste unbegründet sind und dass gemeinschaftliches Arbeiten zu größerer Zufriedenheit und Erfolg führt. Folglich müssen Fortbildungen, neben der fachlichen Ausrichtung, dafür sorgen, dass kommunikative Gruppen entstehen.

  7. Fortbildungen leben von Akzeptanz
    Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist, dass die Kolleginnen und Kollegen von sich aus an den Veranstaltungen teilnehmen und diese als Unterstützungsangebot für ihre Arbeit wahrnehmen. Dafür ist es wesentlich, dass erkennbar wird, dass die Moderator(inn)en die Dinge, die sie vorstellen, selbst im Unterricht durchgeführt und darüber reflektiert haben.
    Ohne diese Grundlage werden neue Ideen nicht angenommen.

  8. Fortbildungen leben von Moderatorinnen und Moderatoren
    Moderator(inn)en, die eigenverantwortlich arbeiten und im Austausch neue Methoden und Ideen entdecken und erproben, können diese kompetent und überzeugend vorstellen. Dazu muss den Moderator(inn)en die Möglichkeit gegeben werden, neue Materialien zu sichten und mit Didaktiker(inne)n ins Gespräch zu kommen.

Ab dem Schuljahr 2011/2012 werden die Erfahrungen aus SINUS Bayern im Rahmen des Fibonacci- Projekts auf europäischer Ebene weitergegeben. An diesem Projekt der Europäischen Union zur Verbreitung forschend-entdeckender Unterrichtsmethoden in Mathematik und den Naturwissenschaften beteiligen sich, koordiniert durch das ISB in Kooperation mit der Universität Bayreuth, auch über 360 bayerische Gymnasien, Realschulen und Berufliche Oberschulen. Für die Fortbildungsarbeit von Fibonacci Bayern wurden die Schwerpunkte von SINUS Bayern übernommen, wobei folgende Aspekte noch stärker in den Fokus rücken:
 
- Förderung des forschend-entdeckenden und individuellen Lernens
- schüleraktivierender Unterricht in der Sekundarstufe II
- Nutzung digitaler Medien und Kommunikationsmöglichkeiten zur Schüleraktivierung
- Stärkung des eigenverantwortlichen Arbeitens

Die Teilnehmerzahlen bei Fibonacci Bayern belegen, dass nach wie vor ein hoher Fortbildungsbedarf besteht.